Mittwoch, 26. August 2020
Politik & Wirtschaft
ANTWORT AUF ARTIKEL „INTERESSANTE GESPRÄCHE“
(anonymer Leserbrief)
Antwort auf Artikel „Interessante Gespräche“ im thema: Das Güstrowjournal
Alle Medien, gleich welcher Art, schreiben ihre Artikel untereinander einmal mehr oder weniger ab und bieten diese zum Kauf an. Ein kleines, kostenloses Journal beleuchtet nun ein Thema „Belebung der Innenstadt“, was außerordentlich für eine Stadt wie Güstrow ist, aber ich habe lange auf eine Resonanz in diversen Medien gewartet.
Niemand hat sich geäußert, sehr bemerkenswert für unsere gewählten Stadtvertreter und noch bemerkenswerter, dass nicht einmal ein Vertreter der Stadt an der entsprechenden Fragerunde des Journals teilgenommen hat*.
Könnte es daran liegen, dass kein Konzept vorhanden oder keine großen Bilder geboten werden wie zum Beispiel im letzten „Blitz“ der Fall? Vor Wahlen wäre das wohl nicht passiert!
Es ist erst etwas vierzig Jahre her, da konnte ich noch erwähnen, nicht zur Wahl zu gehen, weil meine Wohnung mangels undichter Fenster einem Windkanal entsprach und der Rat des Kreises war zur Stelle. Wie sich in Jahren danach vieles gewandelt hat.
Wenn man sich im Umfeld der Stadt umsieht, wird man feststellen, dass sehr viele und gute Dinge entstanden sind, besonders aus baulicher Sicht, auch Dank der ansässigen Wohnungsgesellschaft und Genossenschaft. Aber was passiert mit der Innenstadt, insbesondere der Gestaltung im Umfeld des Marktes. In o.g. Artikel hat man schon einmal sehr zaghaft, um niemandem auf die Füße zu treten, begonnen, diese Frage zu beleuchten.
Ich habe lange überlegt, ob ich mich an dieser Diskussion beteiligen möchte, gerade in einer Zeit, wo jedes Wort und Meinung nicht mehr den sachlichen Stellenwert einnimmt. Trotzdem möchte ich es versuchen, auch weil nicht nur bei mir dieser Zustand offene Fragen hinterlässt.
Seit dem Jahr 1982 kenne ich die Stadt Güstrow und als ich bekannt gab, direkt dahin zu ziehen, waren die Reaktionen sehr unterschiedlich, bis zu „da möchte ich nicht tot über dem Gartenzaun hängen“. Trotzdem habe ich es gewagt, auch deshalb, weil ich sicher war, eines der bekannten Beerdigungsunternehmen wird mich da schon runter holen.
Bisher konnte sich die Bürgerschaft immer hinter dem Argument des fehlenden Geldes verstecken, aber im Moment, wo sich über der Gesellschaft eine nie dagewesene Geldschwemme ausbreitet und jeder kleine Gauner schneller eine Idee hat, um an das Geld zu kommen als die, die genau unter dem Geldtopf sitzen.
Wir sind alle keine Visionäre, aber wenn ich mich für ein Amt wählen lasse, sollte ich schon eine Vorstellung davon haben, was da auf mich als Vertreter der Bürger zu kommt, wie es nun einmal die komplexe Aufgabe wie die Entwicklung eines Stadtkonzeptes ist.
Mit tollen Sprüchen und sich immer wiederholenden Floskeln wird es mal nichts und die Wahlperiode ist wieder um. Ohne Ergebnis von einer Wahlperiode in die nächste gestolpert und den Arbeitsplatz abgesichert.
Leerstand in jeglicher Form und überall machen Makler Werbung für ihre Firmen mit Namen und Telefonnummer in den Fenstern. Sollten nicht auch sie mit einer schnellen Vermarktung der Objekte, zumindest aber bei der freundlichen Gestaltung ihren Anteil an der Problemlösung haben. Im Sinne der Eigentümer, aber vor allem der Stadt, sonst ist wohl auch ein Makler nicht das Geld wert, was er verdient.
Eine Neugestaltung des Marktes ist vorgesehen, wieder einmal, man diskutiert über Baumgestaltung und solche Dinge, aber über das geschäftliche Umfeld habe ich noch nichts gelesen.
Auch aus dem Rathaus sollte erkennbar sein, wie sich der Markt an Markttagen belebt. Was ist mit einem ständigen Wochenmarkt? Wo sind die so viel gepriesenen regionalen Anbieter? Haben diese auch keine Lust oder sind die Standgebühren das Problem?
Wem gehört das ehemalige Hotel am Markt? Es steht fast wie ausgestorben über viele Jahre am Platz. Untere Zeile großzügig ausbauen zu einem Ausstellungszentrum, z.B. als Autohaus mit wechselnden Automarken und zu mieten von der Stadt. Startups könnten sich dort vorstellen oder Räume mieten.
Im Moment erwartet uns in der Stadt eine Vielzahl an Bäckern, Apotheken, Schuhgeschäften, Nagelstudios und Änderungsschneidereien, mit denen man eine Großstadt versorgen könnte. So viel Kaufkraft kann Güstrow gar nicht aufbringen, um deren Existenzen zu erhalten.
Es gibt genügend Handlungsbedarf, auch im Hinblick einer verkehrsfreien Innenstadt, denn im Moment muss man froh sein, als Fußgänger noch die Berechtigung auf den Gehweg zu haben.
Wo sind die Entwicklungsbüros, die nicht nur Gewerbegebiete können, vor allem die Region und deren Bedarf kennen? Die gute Ideen haben und vor allem schnell planen können?
Warten, bis uns die künstliche Intelligenz hilft, wird solange dauern wie Ladeplätze für die neue Generation von Kfz.
Nichts ist nur im Ansatz vorhanden und sollte es einmal in Angriff genommen werden, wird die Stadt ausgestorben sein.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Verfasser ist der Redaktion bekannt
*Anmerkung der Redaktion: bei der Fragerunde handelte es sich um das Frühstück bei Hornung, zu dem wir unsere Gesprächspartner einladen. Bewusst waren in diesem Fall keine Vertreter der Stadt, sondern Einzelhändler eingeladen.